Das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft (BSW) lieferte bereits 2022 den Impuls für das dritte Treffen des Industriebeirates mit dem Thema: Fachkräftegewinnung und Ausbildung. Aufgrund des breiten Interesses wurde am 16.05.2023 eine gemeinsame Veranstaltung mit den Bildungspartnern im Teilkomplex 1 und dem KETEC-Industriebeirat in Reichenbach im Vogtland durchzuführt. Folgende Kernaussagen bildeten den Ausgangspunkt des Treffens.
- Die Energiewende kann nicht ohne ausreichendes und gleichzeitig qualifiziertes Personal umgesetzt werden.
- Die Qualifikation ist in voller fachlicher Breite notwendig – vom Mechatroniker für Kältetechnik bis zum Doktoringenieur. Das betrifft auch die Weiterbildung der Beschäftigten im Berufsalltag.
- Die Ausbildung muss sich den neuen Techniken und Trends stellen: Einsatz ökologischer Kältemittel und Techniken, moderne Verfahren in der Informationstechnik usw.
Die Veranstaltung startete mit einer Vorstellung der Firma Themofin, welche sich schon sehr lange für Bildungs- und Forschungsthemen in der Region engagiert. Die Experten konnten die große Produktionshalle für Rückkühler besichtigen. Danach folgte die Vorstellung spezieller Versuchsstände, die für hauseigene Entwicklungen genutzt werden. Die Experten tauschten ihre Ansichten und Erfahrungen im Bereich der Produktentwicklung aus.
Das eigentliche Treffen fand im Beruflichen Schulzentrum in Reichenbach statt. Eingangs wurde der aktuelle Stand des Kompetenzzentrums für Kälte- und Klimatechnik durch Herrn Oberbürgermeister Henry Ruß vorgestellt. Das KETEC-Forschungsvorhaben präsentierten Dr. Mathias Safarik vom ILK Dresden, Dr. Alexander Morgenstern vom Fraunhofer ISE und Prof. Dr. Thorsten Urbaneck von der TU Chemnitz. Die Partner der Industrie hatten großes Interesse an den neuesten KETEC-Entwicklungen.
Die Bildungspartner (Teilkomplex 1) stellten ihre Ausbildungsprofile im Bereich der Kälte- und Energietechnik vor. Herr Tasso Börner, Leiter des Beruflichen Schulzentrums, erläuterte die verschiedenen Ausbildungsberufe und die Spezialisierungsrichtungen im Vogtland. Es folgten die Präsentationen von Herrn Tilo Neumann, Obermeister der Sächsischen Innung für Kälte- und Klimatechnik, und Herrn Alexander Schmiedl, Leiter Kältefachschule, die auch an neuen Lehr- und Ausbildungskonzepten arbeiten. Diese sollen später in Reichenbach verortet werden.
Dr. Ralf Hübner, Leiter des Bildungswerks der Sächsischen Wirtschaft, und Herr Jens Särchinger, Leiter des Bildungszentrums in Werdau, stellten ein neues und integrales Konzept vor, welches sich mit der Fachkräftegewinnung aus dem Ausland beschäftigt und von der Industrie sehr gut angenommen wird. Die Staatliche Studienakademie Glauchau vertrat Prof. Dr. Stephan Lehr. Er baute in den letzten Jahren als externer Dozent maßgeblich die Studienrichtung „Kälte- und Klimatechnik“ in Glauchau auf.
Prof. Dr. Uwe Götze, Prorektor der Technische Universität Chemnitz, erläuterte umfassend den Stand und die aktuellen Entwicklungen der Universität. Auch hier ist die Kälte- und Energietechnik ein wichtiger Fachbereich, um die Herausforderungen der Energiewende und des Klimaschutzes zu lösen. Dies wird schon seit vielen Jahren in der akademischen Bildung berücksichtigt. In diesem Zusammenhang ist der Masterstudiengang „Nachhaltige Energieversorgungstechnik“ zu nennen, den Prof. Dr. Thorsten Urbaneck vorstellte. Eine Besonderheit des Studiengangs ist, dass dieser von der Fakultät für Maschinenbau, der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik und der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften getragen wird. Die fachliche Breite kommt nicht nur bei den Studenten gut an, sondern auch die Industrie legt großen Wert auf die wissenschaftlich fundierte Wissensvermittlung.
Besonders interessant war die Besichtigung des Beruflichen Schulzentrums und der Sächsischen Kältefachschule. Die Lehrer stellten die Ausbildung in den kälte- und elektrotechnischen Fächern vor. Anschließenden wurden Tendenzen in der Technik und Ausbildung diskutiert.
Trotz des gleichen Fachgebietes konnten die Teilnehmer viele unterschiedliche Ansätze im Ausbildungsbereich feststellen. Dies gewährleistet eine durchgängige Qualifikation in Sachsen bzw. in Deutschland. Für Interessenten bestehen schon jetzt sehr gute Bildungs- und Aufstiegschancen. Trotzdem müssen verschiedene Ausbildungsbereiche weiterentwickelt werden. Das betrifft zum Beispiel das bessere Verständnis physikalischer Vorgänge in der beruflichen Bildung. Hier können zukünftige Simulationen zur Veranschaulichung helfen. Weiterhin muss die Ausbildung mit neuen Kältemitteln und modernen Betriebsweisen neu konzipiert werden. Hier kann die KETEC-Plattform später wesentliche Beiträge leisten. Deswegen soll die Zusammenarbeit fortgeführt und intensiviert werden.
Foto: Yvonne Graupner, Berufliches Schulzentrum Vogtland