Seit 2012 bemühen sich die Fa. Thermofin, die Stadt Reichenbach im Vogtland sowie sächsische Experten im Bereich der Kälte- und Klimatechnik um eine Stärkung der Forschung, Entwicklung sowie Ausbildung. Besondere Bemühungen hat die Stadt Reichenbach im Vogtland seit 2018 unternommen [1], [2]. Die Anstrengungen führten u. a. zur Unterzeichnung der Kooperationserklärung [3], [4] am 10.08.2019 mit folgenden Partnern:
- Freistaat Sachsen,
- Vogtlandkreis,
- Stadt Reichenbach im Vogtland,
- Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks,
- Sächsische Innung der Kälte- und Klimatechnik,
- Unternehmensgruppe Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft,
- Institut für Luft- und Kältetechnik gGmbH Dresden,
- Berufsakademie Sachsen,
- Technische Universität Chemnitz.
Das Fraunhofer Institut Solare Energiesysteme ist im Herbst 2019 dem Konsortium beigetreten. Mit der geplanten Forschungsplattform Kälte- und Energietechnik soll eine innovative Plattform für Forschung und Entwicklung sowie Bildung entstehen, die das Potenzial hat, für die aktuellen Herausforderungen der Energiewende neue Lösungen zu finden und damit die Innovationskraft Sachsens und Deutschlands in der Branche weiter zu stärken. Das beantragte Verbundvorhaben soll die Keimzelle (Plattform) für eine regionale und langfristige Entwicklung schaffen.
Motivation und Ausrichtung
Die geplante Plattform in Reichenbach im Vogtland adressiert primär die Themengebiete Energiewende und Klimaschutz, die in Verbindung mit der Energie- und Kältetechnik stehen. Allein für Kälteanwendungen werden in Deutschland rund 14 % des Stroms verbraucht. Der hohe Stromverbrauch und der Einsatz von konventionellen Kältemitteln belasten die Umwelt signifikant. Es müssen also gleichzeitig die Steigerung der Effizienz bei der Kältebereitstellung und der Umstieg auf klimafreundliche Kältemittel gelingen. Kältetechnik wird in Deutschland vorrangig für Anwendungen in Gewerbe und Industrie sowie zur Komfortklimatisierung in Nicht-Wohngebäuden genutzt.
Aber auch Wärmepumpen zum Heizen, Niedertemperatur-Kraftwerke und Industrieprozesse verwenden kältetechnische Prozesse. Die Kältetechnik ist deshalb auch eine exzellente Schlüsseltechnologie für den Ausstieg aus fossilen Verbrennungsprozessen mit entsprechenden Emissionen von Kohlendioxid in den jeweiligen Sektoren. Beispielsweise können Abwärmequellen oder Strom aus erneuerbaren Energiequellen effizient genutzt werden. Kältetechnische Komponenten und Systeme eignen sich vielfältige Prozesse, die Synergieeffekte in der Bereitstellung und Anwendung von Strom, Kälte und Wärme ermöglichen. Diese neuen Ansätze sind auch im Bereich der Sektorenkopplung wichtig.
Die Projektpartner sind der Auffassung, dass mit der Demonstration kälte- und energietechnischer Systeme im Großmaßstab ein signifikanter Beitrag zur Energiewende geleistet werden kann. Um die oben genannten Herausforderungen der Energiewende anzugehen, sind neue Prozesse und Abläufe in der Wirkungskette von der Ausbildung bis hin zur Anwendung neuer Technologien zu entwickeln. Derartige Möglichkeiten benötigt auch die Industrie. Die Bündelung der Kräfte und die übergreifende Zusammenarbeit, dienen einer schnellstmöglichen Umsetzung in die Praxis. Eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit sichert eine breite Akzeptanz (Teilprojekt 1).
Diese Plattform ermöglicht den Projektpartnern beispielsweise einen besseren Transfer der eigenen Forschungsergebnisse in Demonstrationsvorhaben, die dadurch wiederum dem Handwerk und interessierten Unternehmen zur Übernahme angeboten werden. Insgesamt führt eine derartige Plattform zur Verbesserung der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit.
Es soll weiterhin untersucht werden, wie man neue Lern- und Ausbildungsformen nutzen kann, um Kundengruppen zu erreichen, denen es bisher schwerfällt, sich der Aus- und Weiterbildung zu öffnen. Durch eine übergreifende Zusammenarbeit kann es gelingen, insbesondere im Handwerk, aber auch bei Planern, die Ausbildungstiefe und -breite im Bereich der Kälte- und Energietechnik signifikant zu steigern.
Ziele
Die oben genannten Ziele erfordern eine Wettbewerbsstärkung der adressierten Techniken (siehe Teilprojekte 2 bis 12). Das Kompetenzzentrum soll wesentliche Beiträge zum Halten und Ausbauen der Technologieführerschaft leisten. Deswegen wurden verschiedene Kategorien bzgl. der Ziele definiert:
- Kategorie Stärkung der wissenschaftlich-technischen Wettbewerbsfähigkeit mit folgenden Zielen,
- Schaffung einer Plattform zur Vernetzung von Ausbildung, Forschung und Entwicklung,
- Test und Demonstration neuer Techniken,
- Überführung des Wissens in neue Normen und Richtlinien,
- Zertifizierung von Komponenten und Systemen.
Bessere Techniken und entsprechend gut ausgebildetes Fachpersonal sind auch die Basis für die Lösung wirtschaftlicher und energiewirtschaftlicher Probleme:
- Kategorie Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen mit folgenden Zielen,
- Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen über die oben genannten Möglichkeiten,
- schnellere Übertragung der Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung in die Unternehmen (insbesondere klein- und mittelständige Unternehmen),
- bessere Möglichkeiten zur Markteinführung,
- Erschließung neuer Märkte,
- Verbesserung der Wertschöpfungsketten.
Die oben genannten Punkte sind auch aus volkswirtschaftlicher und sozialer Sicht von hohem Interesse:
- Kategorie Kostendämpfung und offensive Gestaltung des Strukturwandels mit folgenden Zielen,
- bezahlbare bzw. sozialverträgliche Kälte- und Wärmeversorgung,
- wettbewerbsfähige Kosten für Komponenten und Systeme,
- Schaffung attraktiver Arbeitsplätze in der Industrie, im Handwerk sowie im Bereich Forschung und Entwicklung,
- Kompensation des Arbeitsplatzverlusts durch die Umstellung auf die E-Mobilität,
- stabile und nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft und Wirtschaft.
Das geplante Kompetenzzentrum (übergeordnetes Vorhaben) hat mit der gewählten Ausrichtung und Konzeption einen nachhaltigen Einfluss auf die regionale und überregionale Entwicklung:
- Kategorie regionale und überregionale Entwicklung mit folgenden Zielen,
- Schaffung eines Vorzeigeobjektes mit nationaler und internationaler Strahlkraft,
- Bündelung der Fachkräfte (z. B. Kälteanlagenmonteur, Kältemeister, Student, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Promovend, Professor),
- Aufbau von interdisziplinären Beziehungen (Informatiker, Maschinenbauer, Elektrotechniker, Fernwärmespezialisten, Wirtschaftswissenschaftler),
- Verzahnung der unterschiedlichen Ausbildungen und der umfangreichen Infrastruktur vor Ort,
- Aufbau von Beziehungen in Deutschland und internationalen Beziehungen,
- Verbesserung der Attraktivität des Wohn- und Arbeitsortes,
- Folgebeschäftigung für kleine und mittelgroße Unternehmen in der Region (z. B. Handwerk, Dienstleistung),
- Ansiedlung von Unternehmen und stärkere Vernetzung in der Region.
Die Innovation der Forschungsplattform besteht darin, die bestehenden Kompetenzen und Strukturen im Bereich der Kälte- und Energietechnik erstmals und mit einer neuen Ausrichtung zu bündeln. Gleichzeitig wird mit dem geplanten Kompetenzzentrum (übergeordnetes Vorhaben) ein Ort geschaffen, der für die kleinteilige Wirtschaftsstruktur der Kältebranche einen Innovationsvorsprung ermöglicht, den bundes- und europaweiten Bedarf der Branche bedient und für die beteiligten Akteure neue Zukunftschancen bietet.
Vorgehen und Methoden
Förderung
Quellen
- Stadt Reichenbach im Vogtland (Hrsg.): Kompetenzzentrum für Kälte- und Klimatechnik. 30.11.2018
- Stadt Reichenbach im Vogtland (Hrsg.): Kompetenzzentrum für Kälte- und Klimatechnik. Vorbereitungsunterlage Termin 22. März 2019. 18.03.2019
- Freistaat Sachsen: https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/227511.
- Kooperationserklärung: Bundeskompetenzzentrum für Kälte- und Klimatechnik in Reichenbach Vogtland – Schwerpunkt natürliche Kältemittel und Energieeffizienz