Seniorenkolleg am 28.06.2024 an der TU Chemnitz

Am 28.06.2024 haben die Organisatoren des Seniorenkollegs Prof. Dr. Thorsten Urbaneck zur Vorlesung eingeladen. Er wählte die Überschrift Kältetechnik und -versorgung - gestern, heute und morgen und erläuterte die Arbeiten in Chemnitz und Westsachsen.
Aufgrund der technischen und akademischen Entwicklung in dieser Region teilte Urbaneck die Zeitreise in vier Abschnitte ein: bis 1953, 1956 bis 1990, 1990 bis 2019, ab 2019. Für das Verständnis der speziellen Thematik mussten die Senioren Exkurse zur Kompressionskälte und zu Kältemitteln absolvieren.
Während des Vortrages wurde den Zuhörern deutlich, dass es schon immer Zusammenhänge zwischen dem Maschinenbau, der Kältetechnik sowie der Bildung und Forschung gab. In den frühen Jahren (ab ca. 1883) wurden die Entwicklungen durch die ansässige Industrie getrieben. Nach der Etablierung der „Sondergebiete im Maschinenbau“ (Begriff ab ca. 1919) kann man auch das Wirken der akademischen Forschung und Entwicklung nachweisen. Urbaneck erläuterte die Arbeiten des Wärmepumpen-Pioniers Prof. Dr. Häußler (ab ca. 1956) und die beachtlichen Leistungen der Chemnitzer Thermodynamik. Bereits 1961 war in Chemnitz ein Wärmepumpen-Versuchsstand für die Ausbildung vorhanden.
Aber auch Reichbach und das Vogtland spielten eine wichtige Rolle. So erfolgte in Reichenbach die zentrale Ausbildung von allen Kälte- und Klimamonteuren in der DDR. In Mylau, Zwickau, Schkeuditz, Netzschkau und Scharfenstein befanden sich große und spezialisierte Werke. Zu dieser Zeit waren in Westsachen die meisten Werktätigen im Vergleich zur Region Halle-Leipzig und zur Region Dresden beschäftigt.
Die Entwicklung der Kälte- und Wärmepumpentechnik beeinflussten folgende Ereignisse: Zweiter Weltkrieg, Erste und Zweite Ölpreiskrise, Verbot umweltschädlicher Kältemittel, Wende. Nach 1990 kam es zu einer vollkommen Umstrukturierung der Industrie. Die Entwicklung ab ca. 1992 stützt sich in der Region im Wesentlichen auf Neugründungen. Beispielhaft kann man die Fa. Rochhausen Kältesysteme, die Fa. Themofin, die Fa. Weska und die Fa. Futron nennen.
Aufgrund der bewegten Geschichte interessierten sich viele Zuhörer für die neusten Entwicklungen. Urbaneck stellte das Verbundhaben KETEC vor. Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt steht in engem Zusammenhang mit der Errichtung der TU-Außenstelle in Reichenbach im Vogtland. Hier versuchen die Akteure an den historischen Erfolgen anzuknüpfen. Die aktuellen Entwicklungen erfordern ein vollkommen neues Profil. Die geplante Plattform besitzt eine fachliche Breite von der Grundlagenforschung bis hin zur anwendungsnahen Entwicklung. Als Schwerpunkt haben sich natürliche Kältemittel und Arbeitsstoffe herauskristallisiert. So sollen Prozesse und Verfahren im Temperaturbereich von -50 bis 140 °C getestet werden. Mit der Plattform bauen die Akteure aber auch eine Brücke von der Forschung und zur akademischen Ausbildung, welches das ureigenste Konzept einer Universität ist.
In Westsachsen sorgen viele Spezialisten für die Wertschöpfung im Bereich der Kälte- und Energietechnik. Deswegen war der Focus auf Westsachsen berechtigt. Im Unterschied zur historischen Entwicklung werden nicht nur die Prozesse tiefen Temperaturen sondern auch die Verfahren mit hohen Temperaturen erforscht. Westsachsen die heißeste Region?!


Fotos: Sarah Schadewaldt

 

KETEC - Forschungsplattform Kälte- und Energietechnik