Vortrag während des 5. Industriebeirates

Herr Willi Löffler (Fa. Thermofin, Reichenbach im Vogtland) ist einer der geistigen Väter und Initiatoren des Kompetenzzentrums in Reichenbach im Vogtland. Er erkannte schon frühzeitig (ca. 2012) die herausragende Bedeutung natürlicher Kältemittel, wie beispielsweise Propan, Ammoniak und Kohlendioxid. Seine Schlussfolgerung, dass auch in die Ausbildung im Bereich dieser umweltfreundlichen Kältemittel intensiviert werden muss, ist nach wie vor richtig und wichtig. Im Verbundvorhaben nehmen deswegen natürliche Kältemittel eine Schlüsselrolle ein (Teilprojekte 2, 3, 5, 6, 7, 9, 10, 11, 12, 13).


Am 11.06.2024 trafen sich die Experten der Kälte- und Wärmepumpentechnik zum 5. Treffen des KETEC-Industriebeirats an der Technischen Universität Chemnitz. Das Treffen stand unter der Überschrift: Zukünftige Kältemittel - Widerspruch zwischen akademischen Denken und praktischen Erfordernissen?! Es nahmen Mitglieder des Industriebeirates sowie Vertreter von Bildungseinrichtungen und des öffentlichen Dienstes teil. Die Veranstaltung hatte folgende Tagesordnung:


Eröffnung und Anmoderation, Prof. Dr. Thorsten Urbaneck (TU Chemnitz, Professur Technische Thermodynamik)
Block 1: Theorie und Innovation
Hochgenaue Bestimmung der Stoffwerte von Kältemitteln und deren Gemischen mit Öl. – Ist das für Praktiker überhaupt wichtig? Prof. Dr. Markus Richter (TU Chemnitz, Professur Technische Thermodynamik)
Natürliche Kältemittel - für jedes Problem eine Lösung? Herr Markus Müller, Dr. Mathias Safarik (ILK Dresden)
Friede, Freude, Brennbarkeit von Kältemitteln - Wie geht es mit R290 weiter? Dr. Lena Schnabel (Fraunhofer ISE)
Block 2: Praktische Umsetzung
Groß, größer, NH3. Herr Thiele (Fa. Weska)
Gutes oder böses CO2? Herr Hering (Fa. compact Kältetechnik)
Abschluss Prof. Dr. Thorsten Urbaneck (TU Chemnitz, Professur Technische Thermodynamik)
Block 3: Laborbesichtigung
Besichtigung des KETEC-Versuchsstandes im Teilprojekt 3, Experimental-Kältemaschine mit Propan und spezieller Messtechnik zur Bestimmung der Stoffdaten im Kältekreis, Prof. Dr. Markus Richter, M. Sc. Caner Cikmaz (TU Chemnitz, Professur Technische Thermodynamik)


Die fachliche Auseinandersetzung zum Thema Kältemittel ist ein bedeutsames Element im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit (Teilprojekt 1). Seit den Anfängen der Kältetechnik werden die unterschiedliche Anforderungen an Kältemittel diskutiert, weil die Auswahl der Arbeitsstoffe wesentliche Auswirkungen auf den Verdichter, die Wärmeübertragung, die Verträglichkeit mit anderen Stoffen, die Effizienz der Prozessführung, die Betriebssicherheit usw. besitzt. Seit den 90er Jahren bestimmen ökologische Erfordernisse die Kältemittelauswahl. Aber auch der Preis und die Verfügbarkeit am Markt beeinflussen die Auswahl. Dieser Blumenstrauß an Merkmalen, Erfordernissen und Zusammenhängen bescherte dem 5. Treffen des Industriebeirates eine lebhafte Veranstaltung.


Die Industriepartner Weska und compact Kältetechnik berichteten von imposanten Produkten und Projekten. Sie zeigten dem Auditorium, dass natürliche Kältemittel nicht nur Theorie sind, sondern im Geschäft eine Schlüsselrolle einnehmen. Hier fordern die Kunden Maschinen mit Kältemitteln, die in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten noch erlaubt bzw. verfügbar sind. Für weitere Verbesserungen und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit muss die Forschung den Einsatz natürlicher Kältemittel stärken (z. B. Entwicklung neuer Komponenten) bzw. flankieren (z. B. Bereitstellung hochgenauer Stoffdaten). Genau hier setzt KETEC an.


In einem derartigen Workshop kann man nicht alle Probleme klären, welches der Organisator auch nicht beabsichtigte. Alle Teilnehmer waren sich aber einig, dass das Format fortgeführt werden sollte. Deswegen beschäftigt sich das nächste Treffen des Industriebeirates mit brandneuen Kälte- und Wärmeerzeugungsverfahren, welche Experten der Professur Technische Thermodynamik 2022 und 2023 entwickelt haben. Die Erfinder setzen konsequent auf umweltfreundliche und kostengünstige Kältemittel und Kälteträger. Das ist für eine spätere Herstellung und Vermarktung besonders wichtig.


Einen Widerspruch zwischen akademischen Denken und praktischen Erfordernissen muss es nicht geben. Es kommt nach Ansicht der Vortragenden darauf an, geschickte Lösungen zu finden. Dabei nimmt zukünftig die Plattform für Kälte- und Energietechnik in Reichenbach im Vogtland eine Schlüsselrolle ein. Dort sollen diese neuen Verfahren bzw. die Kältemaschinen und Wärmepumpen unter praxisnahen Bedingungen getestet werden. Im Anschluss streben die Erfinder eine Markteinführung an. Kurzum, es bleibt spannend.

 

Foto: T. Urbaneck

KETEC - Forschungsplattform Kälte- und Energietechnik